Die netten Herren vom Souk

Mein Marketing-Gen bricht heute durch. Wir durften eine durchgängige Customer-Journey erleben, beim Hühnerkauf. 

  1. Kundin kommt zum Marktstand und nennt die Anzahl der Hühner: 4 
  2. Der Verkäufer nimmt sich 4 aus dem offenen Stall und stopft sie in eine kleine Plastikkiste. 
  3. Wiegevorgang. Kiste wird auf die Waage gestellt.
  4. Kundin möchte doch noch ein fünftes Huhn.
  5. Dieses passt irgendwie auch noch in die Kiste.
  6. Erneuter Wiegevorgang
  7. Kurz und schmerzlos: bei 5 Hühner Kopf nach hinten gedreht und ein kurzer, schneller Schnitt. Aus die Maus. 
  8. Upselling: mit oder ohne Federn? 
  9. Ohne – also ab in die Rupfmaschine und 
  10. Schöne nackte Hühnchen kommen in den Plastikbeutel
  11. Kundin bezahlt und ist sehr zufrieden.

Wir stehen daneben und halten Maulaffen feil. Der Verkäufer spürt unsere Bewunderung, zeigt noch stolz die 7 großen Puten, die auf ihre Journey warten und posiert stolz und freiwillig für ein Foto. 

Und dann war da noch der nette Fischverkäufer vom Stand gegenüber, der ein Herz für Katzen hatte. Ja, es gilt weltweit: buy local! 

Meknes und die verbotene Stadt

Moulay Ismael, der zweite Sultan aus dem Alaouitengeschlecht, war ein bisschen größenwahnsinnig und hat Meknes 1672 zu seiner Residenzstadt erkoren. Deshalb sollte alles neu und besonders groß sein. Auch seine Villa Imperiale, ein Ensemble gigantischen Ausmaßes aus Palästen, Gartenanlagen und Ställen für ca 15.000 Pferde.

Nur zu schade, dass sich Meknes seit 2019 einer Verjüngungskur unterzieht und alles, wirklich  alles saniert wird…. Und damit auch geschlossen ist. Lieber Dumont Reiseführer aus dem Jahr 2022, erst Lust machen und dann das! 

So hatten wir ausführlich Zeit für die Besichtigung der Medina und der Mella, dem alten Judenviertel. Liebe CPunkt, da habe ich dann glatt das erste Mitbringsel eingesackt. 

Und dann sind da noch die Pferdekutschen, eine Spezialität von Meknes. Ich wollte ja die rosafarbene Prinzessinnen-Kutsche, wir haben uns dann doch auf Weiß geeinigt. Und statt normalerweise mittendurch sind wir drum herum gefahren, um die gigantische Villa Imperiale. 

Moulay Idriss

Moulay Idriss ist die heilige Stadt Marokkos, Ziel vieler Pilger und mit der Gründung im 8. Jahrhundert uralt. Bis 1917 durften Nichtmuslime die Stadt gar nicht betreten. Für den einen Teil mit diversen Moscheen und zahlreichen Koranschulen  – Moulay Idriss  verteilt sich über zwei Hügel – gilt dies immer noch. 

Mit unsrem überraschend aufgetauchten, nicht ganz günstigen  Führer – handeln müssen wir noch üben –  haben wir aber den Hotspot für die beste Aussicht gefunden. Und das einzig runde Minarett Marokkos. (Dabei hätte ich gern den hiesigen Taxiservice auf vier Beinen probiert.)

Volubilis – Oualili

Auf irgendeiner Reise von Asterix und Obelix besuchten sie die Berber, mit denen sie gemeinsam die Römer verhauen haben. Das könnte dann hier gewesen sein. Volubilis oder – arabisch Oualili – war ein grosser Aussenposten der Römer, im 2.-3. Jahrhundert in der Blütezeit mit 15 bis 20.000 Einwohnern und ist heute noch für römische Verhältnisse gut erhalten und damit UNESCO Weltkulturerbe. 

Warum gerade hier? Neben der strategisch hervorragenden Lage gab es gutes Öl, viele Sklaven und zahlreiche Wildtiere wie Löwen und Leoparden für die römischen Arenen. 

Und dann brachte es auch bei schattenlosen 36 Grad tatsächlich Spaß, die zahlreichen Mosaiken und Badehäuser zwischen all den freistehenden Säulen zu suchen. Und zum Schluss hatten wir beide unsere kleinen inneren Vorbeimärsche: Thomas, weil er an den Regen- – äh – Sonnenschirm gedacht hat und ich, weil das Schönheitsideal von vor 2000 Jahren eher der Realität entsprach als das heutige. 

Unsere erste Zugfahrt


Meknes hat zwei Bahnhöfe und unser ganzes Zugabteil hat intensiv diskutiert, an welchem wir aussteigen müssen. Natürlich auf arabisch. Wir haben uns der Mehrheit gefügt. 

Bei dem Bahnhof der Wahl gab es dann kein freies Taxi. Auch nicht schlimm, irgendwann hat ein Polizist uns ein Sammeltaxi mit zwei ebenfalls gestrandeten Amerikanern organisiert. So ganz von alleine. Wir hatten gar nicht gefragt und wahrscheinlich nur dumm aus der Wäsche geguckt. 

Meine Güte, sind die nett hier. 

Und ja, die Medina in Meknes ist schon eine andere Kategorie als die in Rabat. Da hatte der Reiseführer recht, … das mit Rabat sei für „Einsteiger“. Hier ist es voller, lauter, enger und dichter. Auf dem Weg zu unserem Riad müssen wir uns gefühlt durch Berge von Adidas, Nike, Versace und North Face Pullover und Sneaker wühlen. Der Reiseführer sagt, dies sei authentischer. Aha.
Die nächste Stufe ist dann Fes. 

Abends in Rabat

Abends ist die Promenade voll, voll mit flanierenden Familien und blinkenden Autoscootern. Dennoch scheint das Licht kurz nach dem Sonnenuntergang alles in einen rosa-orange-schummrigen Wattebausch zu tauchen. Damit ist die wuselige Feierabend Hektik irgendwie verschwunden und es bleibt – trotz blinkblink der kleinen Freizeitpanzer – die romantische Kulisse der Kasbah im Abendlicht. 

Angekommen

Wir sagen viel zu selten Danke. Danke, liebe DB, das hast du gestern ganz fein gemacht. Bienchen! Auf die Minute pünktlich sind wir in Frankfurt angekommen. Evtl ein wenig zu früh – genau genommen 6 Stunden. Aber wer rechnet denn mit sowas? Weiter so!!!!

Und dann war da noch Old School Royal Air Maroc. Ich zitiere nur unsere Eincheckmanagerin. „…. Reihe 30-40 bitte zum einchecken – nicht 26 – sie hatten doch jetzt genug Zeit, die Zahl auf ihrer Bordkarte zu studieren….“ Und das für alle zum Mithören, auf arabisch, englisch und deutsch. Danach lief es wie geschnitten Brot – gut sortiert.
Old School heißt aber auch statt individueller Platzwahl im Vorfeld mit im Nachfeld sehr unterschiedlicher Kostenkonsequenzen klare Sitzzuweisungen- ohne Wenn und Aber. Neben dem OldSchool Menü mit viel Plastik drumrum hatten wir die Sitze neben dem Notausgang – mit gefühlt unendlicher Beinfreiheit.
Wenn dann am Ausgang von Terminal 2 auch noch ein netter Taxifahrer nach ThomasClaude sucht und wir entspannt über die nächtliche Autobahn nach Rabat brausen, ist alles gut. Gute Nacht.

Eldorado – Die Guatavita Lagune

Zur Amtseinführung des Häuptlings der Muiscas soll dieser nackt und Gold bestäubt mit einem goldenen Floß über einer runden See gefahren, mehrere Prüfungen durchstanden und Goldgestände und Smaragde ins Wasser geworfen haben, um sich anschließend im Wasser zu reinigen. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall bestärkte diese Legende die spanischen Konquesdatoren in ihrer Suche nach dem heiligen Goldland Eldorado. Mit der Laguna Guatavita meinte man, diesen Ort gefunden zu haben und wurde mit einigen Schatzfunden belohnt. Es wurde sogar versucht, den 25 Meter kreisrunden See leer zu pumpen, dabei erstarrte aber alles im Schlamm. Es liegt also noch unten.
Heute ist rund um den See auf 3000 Meter Höhe ein kleiner Naturschutzpark, den man nur mit Führung erkunden kann. Mit ÖPNV war die Anfahrt von Nemocon, einer weiteren Salzstadt ein wenig tricky, als wir endlich ankamen, erwartete uns ein freundlicher Kolumbianer am Ticketschalter und kündigte an, dass unser Timing super sei, denn die nächste Englisch sprachige Führung beginne just in 5 Minuten… dabei waren wir weit und breit die einzigen Besucher… fein. Eine Miniaturnachbildung des Floßes ist übrigens im Museo d´Oro zu bewundern…

Guatavita Laguna



Dir Landschaft erinnert an die Holst
einische Schweiz, auf 3000 Meter
Ein bisschen Schwarz-bunt
Warten auf den Bus – der einzige Kiosk weit und breit

Tag?: Zipaquirá – Catedral de sal

Schon vor 1000 Jahren haben die Ureinwohner, die Muiscas, hier (= 60 km nördlich von Bogota, wo wir schon wieder sind, weil es bald nach Hause geht😔) Salz abgebaut. 1801 gab Alexander von Humboldt mit der Fachkompetenz der Freiberger Bergbauakademie vor Ort Tipps zu Abbaumethoden, die noch bis in die 1990er befolgt wurden.
Da auch unter der Erde himmlischer Beistand gefragt ist, bauten sich die Bergleute bereits in den 50er Jahren eine Kathedrale in alte Indianerstollen, die dann 1990 aus Sicherheitsgründen geschlossen wurde. 1991 wurde schnell mit einem neuen Bau begonnen, der dann 4 Jahre später eingeweiht wurde. Und wenn man die Kolumbianer fragt, gehört dieses Bauwerk eindeutig auf der Liste der Weltwunder nach ganz oben.

Eingangstunnel 180 Meter unter der Erde, die auf 2700 Metern liegt
Das Mittelschiff – das Kreuz hat eine Höhe von 18 Meterm
eine Seitenkapelle
Nicht nur fürs geistige Wohl ist gesorgt…..