Tag 30 oder so: Von Jardin nach Salento

In Kolumbien kommt es oft anders als man denkt. Nach 4 Tagen kultiviertem Garmisch Patenkirchen Flair denken wir, wir kommen entspannt mit einem Collectivo nach Riosucio, um von dort den Bus nach Salento zu nehmen. Aber das wollen nach den Feiertagen so viele, dass ein massentaugliches Vehikel aus der Garage geholt wurde. 7 Sitzreihen bzw. Holzbänke mit mindestens 7 Menschen Besetzung, und der Rest kommt aufs Dach zu den Rucksäcken. Ich sitze eingequetscht neben einem Dicken und einem pubsenden Hühnertransporteur, derweil Thomas gymnastische Übungen auf dem Dach macht, um den Ästen auszuweichen. Dafür hat er eine großartige Aussicht auf bis zu 3500 Metern Höhe und für die knapp 30 km haben wir nur knapp drei Stunden gebraucht.

Im Bus
Thomas war nicht allein …
Aber wenigstens schön bunt…..

Tag 29: Jardin und seine Pferde

Pasofino ist die kolumbianische Pferderasse: klein, edler Körperbau, sehr menschenbezogen und lernwillig und… sie können mehr als Schritt, Trab und Galopp. Sie können in einer immensen Geschwindigkeit tölten: Beinchen hoch und die Hüfchen hintereinander in ganz schnellen !!!! und kleinen Schritten wieder aufsetzen. Je edler, desto schneller und höher.
Am 4.1. gibt es hier ein Pferdemeeting und in der Innenstadt wimmelt es nur so vor Reitern, die ihre Kunst zeigen: mitten in der Menschenmasse vor den Cafes und Restaurants wird getöltet was das Zeug hält und zum Kaffee- Päuschen bindet man das Pferd einfach am nächsten Stuhl an. Cowboystadt pur.

Tag 28: Jardin

Jardin ist das Garmisch-Patenkirchen von Kolumbien: Ein schöner bunter Ort für 10.000 Einwohner mit doppelt sovielen – scheinbar gut situierten – kolumbianischen Touristen auf 1700 Metern, umrahmt von 3000ern. Wirtschaftliche Grundlagen sind Kaffee, Bananen und Viehzucht …. und Pferde, Cowboyhüte und Ponchos.

Unendlich viele Cafés mit bunten Holzstühlen
Stolz der Gemeinde
Männer wippen gerne…..
Jardin

Tag 27: Kaffeemacherei

Ernten, Entkernen, Entpellen, Waschen, Trocknen, Rösten. Das sind die wesentlichen Schritte zu einem leckeren Hochlandkaffee.
Wir haben heute eine Kaffee Finca besucht und mühsam unseren Kaffee geerntet. Thomas war der Erntehelfer des Tages mit Kaffeefrüchten für 20 Tassen Kaffee.

Reife Kaffeefrüchte
Kaffeeernte mit Körbchen
Mitarbeiter des Tages
Entkernen
KaffeePlantagen auf knapp 2000 Meter

Tag 26: Medellin

Es ist Neujahr und wir wollen mal ordentlich auf Kultur machen: Botanischer Garten und Museum für moderne Kunst. Nix da, alles zu. Also wenn man Kolumbien mal leise erleben möchte, dann am 1. Januar. So konnten wir in Ruhe durch das Stadtzentrum schlendern und den Architekturmix der Stadt einatmen.

Gouverneursgebäude, 19. Jahrhundert und die Hochbahn aus den 90er des 20. Jahrhunderts
Feinste 20er
Botero Skulpturen
Das moderne Zentrum

Tag 24: Unsere Pension in Santa Fe

Berichte über Unterkünfte sind eigentlich kein Highlight für Reiseblogs. Unsere Unterkunft in einem alten Kolonialhaus kann aber eine Extra Würdigung gut vertragen. Bei „Hosteria de la abuela – Herberge bei Oma“ ist der Name ein bisschen auch Programm. Wir werden mit großer Herzlichkeit aufgenommen und verstehen uns trotz eines Spanisch- Textverständnis von durchschnittlich 10 % auf Anhieb. Den Abend verbringen wir auf bequemen Plastikstühlen vor dem Haus, um gemeinsam auf einen Umzug, mit dem die bösen Geister vertrieben werden sollen, zu warten.
Der Umzug war ein Umzüg*chen. Aber wir haben bei bester kolumbianischer Abendstimmung einen bezaubernden Abend verbracht und für die Geister hat es trotzdem gereicht. Weg sind sie.

Zum Umzug tragen alle Masken

Tag 24 und 25: Santa Fe de Antioquia

Weil Santa Fe de Antioquia am Rio Cauca liegt und die Spanier den Wasserweg für ihre Goldtransporte benötigten, haben sie hier 1538 ihre erste Stadt gebaut. Also wieder eine schicke alte Kolonialstadt, schlichter als Cartagena, aber mit vielen Kirchen, hier noch garniert mit allerlei echten Cowboys, die durch die Stadt traben und – im Gegensatz zu Medellin – gutem Wetter.

Tag 23: Guatape

Weil Sonntag ist und alle Kolumbianer Urlaub machen, haben wir heute mal auf Pauschaltourismus gemacht und eine Kompletttour nach Guatape gebucht. Guatape ist ein Granitfels, so eine Art Ayers Rock Kolumbiens, der scheinbar aus heiterem Himmel riesengroß in diesen ragt. Hinzu gesellt sich ein über weite Teile des Landes komplett zerfaserter Stausee mit unendlich vielen Inseln und Lagunen. Und dann noch die Kleinstadt Guatape, eine kunterbunte Stadt mit noch kunterbunteren Reliefs auf den Sockeln der Häuser. Gute Gründe, warum ganz Kolumbien hier her pilgert.
Mein persönliches Highlight: die knapp 700 Stufen auf den Fels problemlos in einem Rutsch hoch zu laufen – Perdida Ciudad wirkt nach.

El Peñol
Blick von oben

Irgendwann fragt man sich, was sich denn vor 1970 – im Jahre des Staudammbaus – in den Tälern abspielte.

Oben auf einem Hügel wurde die geflutete Kirche einfach nachgebaut….

Laut Guide soll übrigens 30% der Stromversorgung ganz Kolumbiens aus den dazugehörigen Wasserkaftwerken kommen. Mir scheint das ja doch ein wenig hoch gegriffen…

Tag 22: Medellin – Comuna 13

Wir Menschen lieben Mord und Totschlag – zumindest als kulturelles Beiprogramm im Buch oder auf der Leinwand. Deswegen pilgern auch alle Touristen zur Comuna 13, einer Ex-Favela und bis 2002 der gefährlichste Barrio Kolumbiens. Hier herrschte Drogenkrieg, Mordopfer wurden in Bauschuttdeponien entsorgt und Pablo Escobar soll sich hier versteckt und bei der Flucht erschossen worden sein.
Anfang 2002 kamen dann Sozialprogramme, kampferprobtes Militär und Rolltreppen, die auch einen räumlichen Anschluss an die angrenzenden Stadtviertel der Mittelschichten schufen und so nach und nach haben sich die Menschen ihren Stadteil zurück erobert. Nun staunt man über die vielen künstlerischen Graffitis, astreinen HipHop an vielen Ecken und zahlreichen Imbisse mit regionalen Köstlichkeiten. Alles, was man als Tourist so braucht. Nur die Buddeltour auf der Deponie fehlte.