Auf nach Rabat

Wo die Bahn ONCF nicht hinfährt, übernehmen Busse von Supratours oder CTM. 

Wir fahren mit CTM direkt von Essaouira nach Rabat – 8 Stunden. Obwohl die Straßen sehr gut ausbaut sind, muss sich unser Bus gerade im Süden  durch Marktstrassen schlängeln und wird dann eben mal vom kleinen Eselskarren ausgebremst – die sind hier gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer – da hilft auch kein Hupen, Monsieur le Conducteur. 

In Rabat ist man plötzlich ein Jahrhundert weiter – zumindest der Busterminal in Raumschiff-Enterprise-Dimensionen. Ganz neu und ganz modern  – der größte in Marokko. 

Ein bisschen mehr Fortschritt hätte ich mir bei der ein oder anderen Pinkelpause gewünscht, da war definitiv Luft nach oben. 

Unser Riad in Essouria

Wir wollten mal wieder richtig frühstücken – so ohne Marmelade dafür mit viel Gemüse – und selber kochen und haben uns eine Ferienwohnung gebucht. Wir landeten überraschend in einem ganzen Riad, mit zwei Terrassen, unglaublich viel Platz und Meerblick. 

Ein wenig in Jahre gekommen, dennoch äußerst charmant, schön saniert und vollgestopft mit  Bildern. Den Besitzer haben wir allerdings gar nicht kennengelernt, der Teppichhändler gegenüber hat uns den Schlüssel in die Hand gedrückt. Das war’s denn. 

Irgendwann kam der andere Teppichhändler und wollte dann doch ein Foto von unseren Pässen machen. Das war’s denn wirklich. 

Für noch nicht mal 50 Euro die Nacht. 

Essaouira

Essaouira hat alles, was so ein richtiger Urlaubsort braucht – nur noch keinen Massentourismus: eine charmante Medina nebst portugiesischer Festung, einen richtigen Fischereihafen und einen unglaublich langen Strand, an dem man sich herrlich verlieren kann. Der kommt  schon an Sylter Dimensionen heran – nur hier und da ein klein wenig mit Plastikmüll verziert.

Essouira ist nebenbei auch eine Stadt der Künstler mit überraschenden Galerien. Und, deutlich ruhiger als Marrakech. Hier ist z.B. das Fahrrad das Fortbewegungsmittel  der Wahl – zumindest in der Altstadt. 

Die Menschen wirken entspannter, man könnte vermuten, es gehe ihnen hier ein wenig besser (können wir aber nicht wirklich beurteilen!). Zumindest fällt auf: grosses Feilschen um den korrekten Preis gibt es wenig und die Dichte an wohlgenährten Katzen und Hunden war überdurchschnittlich – da bin  ich doch glatt auf meinem Katzenfutter sitzen geblieben. 

Die Riads von Marokko

Vorneweg: ich konnte nicht eindeutig klären, ob „der“ oder „das“. 

Die Riads sind in meiner Vorstellung die orientalistischste Wohnform. Und wir durften in Riads schwelgen: In Rabat, Meknes, Fez, Marrakesch und Essaouira. Dabei alle sehr unterschiedlich. Ich habe gelernt, dass entscheidend ist, wo man wohnt: oben oder unten und ob der Innenhof überdacht oder offen ist. Wohnt man unten mit bedachtem Innenhof, ist es zwar schön, aber auch schnell dunkel. 

Unser „Ranking“:

  • das erste Riad: natürlich besonders und natürlich in Rabat: edel, freundlich und bodenständig mit dem besten Frühstück 
  • das edelste Riad: Meknes, tief im Souk versteckter Eingang,  beim Eintritt eröffnet sich dann eine wirklich wertvolle und sehr alte Welt, leider etwas dunkel
  • das hellste Riad: in Fes, direkt auf der Dachterrasse mit herrlich grünem Innenhof
  • das schönste Riad: eindeutig Marrekech, eine wahre Mischung aus Orient und skandinavischem Mittelmeerflair, an jeder Ecke ein Hingucker und wahre Wohltat für Design-Interessierte. 
  • Und zum Schluss: das grandioseste – ein Künstler- Riad für uns allein in Essaouira. Dafür gibt es allerdings einen eigenen Beitrag, weil es den verdient hat. 

So, und nun sortiert selbst! 

Die Gärten von Marrakech

Klingen romantisch und sind sie auch: der Jardin Secret und der Jardin Majorelle. In dem einen wird das Thema Wasser (wie zeitgemäß), in dem anderen YSL (wer weiß es?) gehuldigt. 

Das mit der Romantik finden allerdings viele andere auch und so klappt es nicht ganz mit der romantischen Gartenberauschung. Unser Tipp: für einen Besuch früh morgens oder spät nachmittags Zeit einplanen. 

Und dann war da noch ein Stück Magdeburg: der Grusoni Kaktus in stattlicher Größe.  

Djemaa el fna

Ist der! Marktplatz in Marrakech, tagsüber relativ leer, ab nachmittags werden nach strenger Nummernfolge Fressstände nebst Bierzeltgarnituren aufgebaut und wenn es dunkel wird, geht der Kampf um die Kunden los. Jeder will dich und schreit Dir eine Nummer zu. Und alle kommen mit dem selben Witz: hier gibt es Schnitzel mit Sauerkraut. Haha!!! 

Daneben gibt es allerlei Strassenkunst und Alleinunterhalter mit Affen, Schlangen und komischen Dingen für ein hübsches Erinnerungsbild – die Idee mit den Gebissen fand ich allerdings kreativ. 

Ansonsten war das nicht meins: zu viel, zu laut und zu teuer. 

Durch das Hohe Atlas Gebirge mit Zwischenstopp in Teloulet

Hier sieht man sie dann doch, die Folgen des Erdbebens: die Straßen sind geräumt und repariert, aber dicke Felsblöcke zieren den Straßenrand. Die Häuser sehen auf den ersten Blick intakt aus, wären da nicht verstreut die blauen Zelte, die auf freier Fläche stehen. Dabei deutlich sichtbar: Made in China. 

In Teloulet in 1800 Meter Höhe steht die Ruine der Kasbah El Glaouis, die alt aussieht, aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts fertig gestellt wurde. Noch Anfang der 50er Jahre lebten hier 1000 Menschen, darunter viele Leibeigene.  Da der Pascha El Glaouis mit den Franzosen kooperierte und damit die eigenen Landleute verriet, steht sie seit der Unabhängigkeit leer und wird auch nicht restauriert. 

Und auch hier hat das Erdbeben Spuren hinterlassen: Geschlossen weil einsturzgefärdet.

Ait Benhaddou und das falsche Tor

Russel Crowe und Daenerys Targaryen haben hier ihre Schlachten geschlagen und die Kulisse ist – so wie der Name verlockend klingt – atemberaubend: Ait Benhaddou. Für Fans von „The Gladiator“ und „Game of Throne“ ein absolutes Muss und nach den Atlas Filmstudios eine gute Fortsetzung. 

Ein Tor ist übrigens ganz unecht und aus Styropor. Welches wohl? 

Hollywood of africa

Die Dreharbeiten für Ramses 2 stehen in den Startlöchern, Russel Crowe wurde hier auf dem Sklavenmarkt verhökert und die Päpstin hatte ihr unfreiwilliges Outing. Die Atlas Filmstudios in Quarzazate sind für die internationale Filmindustrie ein guter Außenposten: stabile Wetterlage, spektakuläre Kulissen und günstige Produktionskosten und beamt uns mal eben 2000 Jahre zurück. 

Die Route de Kasbah

Alle 10 Jahre müssen die Wände mit Stroh und Lehm renoviert werden – das Baumaterial der Kasbah. 

Was für uns so eine richtige Mittelalterburg ist, ist hier ein Kasbah. Wohnburgen für große Familien nebst Anhang. Nebenbei haben sie auch für den Schutz der Karawanen gesorgt.

Wir fahren entlang der „Route der tausend Kasbah“ – viele sind verfallen, aber glücklicherweise werden zunehmend mehr  aufgekauft, saniert und manchmal sogar zum Hotel umgebaut. So wie unsere, die Kasbah Amridil, die im Haupttrakt ein Museum und im Nebentrakt uns beherbergt. Nur uns – eine Nacht Mittelalter-Orient pur.