Hängemattentag in Santa Marta. Zum Glück hat unser Hotel eine schöne Dachterasse. Und zwischen Salsa, „Feliz Navidad“ und „Let it snow“ gehen wir noch ein bisschen Geschenke bummeln für unsere Freunde daheim.


Hängemattentag in Santa Marta. Zum Glück hat unser Hotel eine schöne Dachterasse. Und zwischen Salsa, „Feliz Navidad“ und „Let it snow“ gehen wir noch ein bisschen Geschenke bummeln für unsere Freunde daheim.
In den südlichen Hängen der Sierra leben noch ca 3000 bis 4000 Kogi-Indianer. Man sieht ihnen die Skepsis an, mit der sie die Touristen in ihrem Terrain beäugen. Zu recht. Die kolumbianische Regierung fördert dennoch diese Form des Wandertourismus – die Alternative wäre sonst wahrscheinlich wieder Drogenanbau wie noch in den 90er Jahren.
Dennoch mussten Kompromisse eingegangen werden: Keine Hubschrauberflüge, keine Zeltplätze mehr zur und auf der Cuidad Perdida, die für die Kogi heilige Stätte ist und ein gefühlt behutsamer Ausbaus dieser Tourismusform.
Schon wieder etwas, was uns hätte stutzig machen sollen: Der Treffpunkt unserer Reiseagentur Expo Tours war voll mit jungen Menschen um die Mitte zwanzig, durchtrainierte Körper, stählerne Muskelpakete. „Iron-Man“ prangt stolz auf einer Brust. Das sind also unsere Wandergesellen zur verlorenen Stadt im Dschungel der Sierra Nevada de Santa Marta.
N. aus dem Schwabenländle, im kompletten Nike-Workout-outfit, meint anerkennend, ihre Eltern würden so etwas nicht mehr wagen.
Nach vier Tagen Wanderung durch den schwül-heißen tropischen Regenwald, 50 km zurückgelegter Strecke mit diversen (steilen) Bergaufs und Bergabs, Übernachtungen im Camps, die wir spätestens mit dem Sonnenaufgang um 6.00 Uhr wieder verlassen, hege ich im Nachgang ein gewisses Verständnis für diese Haltung.
Natürlich werden wir für unsere Strapazen belohnt: Berauschendes Grün, donnernde Wasserfälle, mammutgrosse Bäume und eine alte Indianer Stadt, in der zwischen 2000 bis 8000 Menschen residierten und die vor ca 400 Jahren aufgegeben wurde. Die Tayronas flohen vor den Krankheitskeimen der spanischen Invasoren.
Der Franzose aus der Tauchschule hat gesagt, Minca lohne sich nicht, wir sollten nach Bonda fahren, zum Passo del Mango. Aha, wir haben es nicht wirklich verstanden. Da es aber viele Busse nach Bonda gibt, haben wir uns einfach auf den Weg gemacht.
Bonda ist ein Naherholungsgebiet, welches wahrscheinlich einen größeren Reiz auf Kolumbianer als auf ausländische Touristen ausübt. Wir fühlten uns nach 50 Minuten Fahrt ein bisschen bekloppt, da oben auf dem Berg an der Endhaltestelle des Busses mitten in einem Dorf ohne jegliche für Ausländer verständlichen Infrastruktur, haben dann irgendwann die Kaskaden entdeckt und wissen zum Schluss, dass der Passo del Mango ein sechsstündiger Verbindungsweg zwischen Bonga und Minca ist. Da wir ab morgen 4 Tage hardcore Wandern im Dschungel vor uns haben, sind wir dann doch lieber mit dem Taxi zurück gefahren.
Taganga ist ein Fischerdorf 5 km nördlich von Santa Marta hinter dem nächsten Hügel. Hier leben Fischer und einfacher Tourismus in friedlicher Koexistenz.
Wir sitzen an einem Imbiss, der uns den ausgewählten Fisch frisch zubereitet und schauen den Pelikanen dabei zu, wie sie die abendlich einfahrenden Fischerboote neugierig begleiten. Über uns in den Palmen buhlen geschwätzige grüne Papageien, die mit den aus jeder Ecken schallenden Salsa Rhythmen starke Konkurrenz haben, um Aufmerksamkeit. Buena noche.
Tayrona Nationalpark, nördlich von Santa Marta, besteht aus vielen Hügeln mit zahlreichen Wanderpfaden durch tropische Wälder, Kakteen – Steppen und Badebuchten, die so aussehen, wie wir Europäer uns die Karibik vorstellen. In Taganga bucht man einen Bootstrip zu den gewünschten Stränden.Wir wollen uns zwei Strände anschauen, Playa Cien und Playa Cristal.
Bevor wir ins Boot steigen, Schwimmwesten an, dann sitzen ca 18 Menschen wie die Sardinen dicht gedrängt auf 5 Sitzreihen in einem einfachen Fischerboot. Die beiden fetten Motoren, die eigentlich zum Rest des Bootes nicht so recht passen wollten, hätten mich stutzig machen sollen.
Nach 30 Minten geht es dann los, nach 200 Meter eine Polizeikontrolle auf dem Wasser – ob die Lizenz vom Kapitän echt sei, der Feuerlöscher funktioniere und unsere Schwimmwesten auch wirklich ordentlich geschlossen seien. Ja, nach 20 Minuten hat dann alles seine Ordnung und wir dürfen weiter. Geruhsam geht es hinaus aufs Meer.
Außerhalb der Bucht ist es dann abrupt vorbei mit der Beschaulichkeit. Die beiden Motoren dürfen endlich zeigen, was in ihnen steckt. Turbo an und durch Meter hohe Wellen zum Ziel. Die jungen Kolumbianer neben mir jauchzen vor Freude …. und ich weiss nicht, wie ich meine Bandscheiben nach jeder Meter hohen Welle und ruckartigen Aufprall aus eben dieser Höhe auf eine harte Holzbank schützen soll. Kein Platz zum Festhalten oder Abstützen. Nach 20 Minuten hake ich mich beim überraschten Kolumbianer unter, der sich als Ex Marins aus den USA herausstellt und die Fahrt auch als „a bit rough“ bezeichnet.
Pitschnass, durchgeschüttelt, mit zitternden Beinen steigen wir dann doch schon am Playa Chrisal aus und verzichten weise auf die weitere Reise. Naja, Thomas wäre schon gerne weiter gefahren. Danke 🥰
Das heutige Stadtmuseum von Santa Marta gehörte im 19. Jahrhundert der Fruit Company. Überhaupt war Santa Marta einer der wichtigsten Häfen in der Karibik, verladen wurden hier Früchte und Kohle. Deshalb gibt es hier auch die einzige ? Eisenbahnlinie in Kolumbien, 95 km lang. Dann ist hier noch Simon Bolivar gestorben und die ersten Konquisdatores sind hier gelandet. Santa Marta kann also neben ordentlichem karibischen Flair (Meer, viel bunt und viel Musik) auch noch mit ordentlich Historie aufwarten.
Wir wohnen in einem Kolonialhaus im historischen Stadtzentrum von Santa Marta. Es ist liebevoll eingerichtet. Unser Zimmer mit vier Meter hohen Wänden und einer alten Holzdecke ist mit allerlei Antiquitäten und urigen Seemannsbildern dekoriert und wir schlafen auf zwei großen alten Metallbetten (mit modernen Matratzen). Marta, die gute Seele dieser Pension mit nur 4 Zimmern, macht uns jeden Morgen ein leckeres Frühstück. Ein wirklich wunderbares Kleinod für 20 Euro die Nacht.
Um 5.30 Uhr startet unser Bus, heißt um fünf am Terminal sein und um 4.15 Uhr aufstehen. Los geht es dann um 7.30 Uhr – Bus war nicht da- glücklicherweise sind wir schon ein bisschen reiserelaxt. Um neun stehen wir im Stau – mitten in den Bergen. Unfall. Der Fahrer schiebt vorsorglich ein Video ein, eine Familienkömodie über eine esoterische Paartherapie – wahrscheinlich brauche ich die nach den 18 Stunden Busfahrt dann auch mal. Das Videoprogramm ist gewöhnungsbedürftig: Nach der Komödie folgt ein Horrorfilm mit mordenden Psychopathen, der sich durch große Detailtiefe beim Zersägen, Verbrennen, Zerstückeln und Erschiessen von Menschen auszeichnet. Leider ist der Screen direkt vor unseren Köpfen.
Die Landschaft rund um Bucaramanga ist überwältigend. Hohe Berge, Dschungel und weiter unten Kakteen.. Die Serpentinen sind allerdings eine große Herausforderung für meinen Magen, der sich nach zähem Kampf vom morgendlichen Mangosmoothie verabschiedet.
Gegen 19.00 Uhr halten wir dann plötzlich an, das Restaurant ist vorbereitet und alle stehen stramm, um schnell das Essen auszuteilen: Reis mit Hühnchen und Salat. Schmackhaft. In 30 Minuten geht es weiter.
Letztendlich sind wir um 0.30 Uhr gelandet. Unsere Vermieterin ist extra aufgeblieben und war dank WhatsApp immer auf dem Laufenden. Es waren die vielen Baustellen, die uns immer wieder haben stehen lassen. Kolumbien ist im Umbruch und das heißt eben auch, Straßen zu erweitern – nix neues für Machdeburger.
Barichara ist das Quedlinburg des Santanders. Das älteste Kolonialdorf Kolumbiens mit Potential zum Weltkulturerbe. Neben den alten Gebäuden inklusive 3 Kirchen dann auch noch eine phänomenale Lage auf einem Hochplateau mit dazugehörigem Blick in die Weite.
Und weil viele Künstler diesen Ort auch schätzen, gibt es eben auch viele Ateliers. Und wir müssen noch ausdiskutieren, ob wir uns nicht doch noch einen zusätzlichen Rollkoffer anschaffen.
Für Insider hat ein frisches Türkis eine magische Kraft. Barichara – Bruder im Geiste – oder ist das unser nächstes Ziel für die teambildende Maßnahme ?