Marocco is a tree whose roots lie in africa and his leaves breathe in europe

Wir haben einen neuen Reisegefährten – Anton, mit Reserverad. Das sei hier wichtig, sagt unser Reiseführer. 

Mit Anton machen wir uns auf den Weg zur Wüste. Auf einer Nebenstrecke nach Midelt müssen wir allerdings schon nach ca. 30 km anhalten. Sefrou macht von außen eine gute Figur und uns neugierig. Prompt finden wir ganz zufällig einen Führer, der uns im Schnelldurchlauf die Medina, die älter ist als die von Fes, zeigt. Neben handfestem Handwerk wie hämmernden Schmieden und sägenden Sensenmännern gibt es auch Literaten, die das Stadtbild mit poetischen Sprüchen verschönern. „If the light is in your Heart, you will find your way Home.“ 

Ist ja noch glücklicherweise noch ein bisschen hin. 

Fes – die Stadt der Handwerker – und wie man richtig verkauft….

Fes ist die Stadt der Handwerker. Es gibt Stadtteile für Weber, Holzschnitzer, Silberschmiede und und und …. 

Zu den Gerbereien mit den bekannten  Farbbecken kommt man aber nur noch durch die Lederwarengeschäfte mit anschließender Produktshow – so eine Art Kaffeefahrt vor Ort. Immerhin wird uns der Gerbe- und Färbeprozess nett erklärt und wir werden zu Beginn der Besichtigung mit Bündel Pfefferminze ausgestattet, die wir uns vor die Nase halten. Mordspreise  und Mordsgestank. Passt. 

Dann war da noch der nette Stoff- und Teppichladen von Lamiaa. Die erste Verkäuferin, die gleich beim ersten Mal reelle Preise aufruft und danach den Mund hält. Da ist dann doch glatt so ein ganz kleiner Teppich mit ins Gepäck gekommen. Männer, merkt Euch: eure Touristen – Überredungs-Verkaufs-Attacken sind antiquiert und bringen es nicht wirklich. 

Fes – Fez

Das schönste an Fes war unsere Dachterrasse – mit einem wunderbaren Blick über das gesamte Tal. Zeit zum Seele baumeln lassen. 

Und dazwischen Schnitzeljagd durch die Medina: Es scheint klar, der Weg und endet dann doch meist in einer Überraschung. Google und Komot kommen hier ihre Grenzen 

Und die vielen Marokkaner, die uns warnen. „Closed there“, „this way“, „interdits pour etrangers“, „Can I help you?“…..

Unser Host sagt, man solle sich nicht irritieren lassen und stur weiter gehen und ich entschuldige mich jetzt schon mal bei allen, die ich knurrend wortlos angefletscht habe, deren Absicht aber doch eine gute war. Die gibt es nämlich auch. 

Die netten Herren vom Souk

Mein Marketing-Gen bricht heute durch. Wir durften eine durchgängige Customer-Journey erleben, beim Hühnerkauf. 

  1. Kundin kommt zum Marktstand und nennt die Anzahl der Hühner: 4 
  2. Der Verkäufer nimmt sich 4 aus dem offenen Stall und stopft sie in eine kleine Plastikkiste. 
  3. Wiegevorgang. Kiste wird auf die Waage gestellt.
  4. Kundin möchte doch noch ein fünftes Huhn.
  5. Dieses passt irgendwie auch noch in die Kiste.
  6. Erneuter Wiegevorgang
  7. Kurz und schmerzlos: bei 5 Hühner Kopf nach hinten gedreht und ein kurzer, schneller Schnitt. Aus die Maus. 
  8. Upselling: mit oder ohne Federn? 
  9. Ohne – also ab in die Rupfmaschine und 
  10. Schöne nackte Hühnchen kommen in den Plastikbeutel
  11. Kundin bezahlt und ist sehr zufrieden.

Wir stehen daneben und halten Maulaffen feil. Der Verkäufer spürt unsere Bewunderung, zeigt noch stolz die 7 großen Puten, die auf ihre Journey warten und posiert stolz und freiwillig für ein Foto. 

Und dann war da noch der nette Fischverkäufer vom Stand gegenüber, der ein Herz für Katzen hatte. Ja, es gilt weltweit: buy local! 

Meknes und die verbotene Stadt

Moulay Ismael, der zweite Sultan aus dem Alaouitengeschlecht, war ein bisschen größenwahnsinnig und hat Meknes 1672 zu seiner Residenzstadt erkoren. Deshalb sollte alles neu und besonders groß sein. Auch seine Villa Imperiale, ein Ensemble gigantischen Ausmaßes aus Palästen, Gartenanlagen und Ställen für ca 15.000 Pferde.

Nur zu schade, dass sich Meknes seit 2019 einer Verjüngungskur unterzieht und alles, wirklich  alles saniert wird…. Und damit auch geschlossen ist. Lieber Dumont Reiseführer aus dem Jahr 2022, erst Lust machen und dann das! 

So hatten wir ausführlich Zeit für die Besichtigung der Medina und der Mella, dem alten Judenviertel. Liebe CPunkt, da habe ich dann glatt das erste Mitbringsel eingesackt. 

Und dann sind da noch die Pferdekutschen, eine Spezialität von Meknes. Ich wollte ja die rosafarbene Prinzessinnen-Kutsche, wir haben uns dann doch auf Weiß geeinigt. Und statt normalerweise mittendurch sind wir drum herum gefahren, um die gigantische Villa Imperiale. 

Moulay Idriss

Moulay Idriss ist die heilige Stadt Marokkos, Ziel vieler Pilger und mit der Gründung im 8. Jahrhundert uralt. Bis 1917 durften Nichtmuslime die Stadt gar nicht betreten. Für den einen Teil mit diversen Moscheen und zahlreichen Koranschulen  – Moulay Idriss  verteilt sich über zwei Hügel – gilt dies immer noch. 

Mit unsrem überraschend aufgetauchten, nicht ganz günstigen  Führer – handeln müssen wir noch üben –  haben wir aber den Hotspot für die beste Aussicht gefunden. Und das einzig runde Minarett Marokkos. (Dabei hätte ich gern den hiesigen Taxiservice auf vier Beinen probiert.)

Volubilis – Oualili

Auf irgendeiner Reise von Asterix und Obelix besuchten sie die Berber, mit denen sie gemeinsam die Römer verhauen haben. Das könnte dann hier gewesen sein. Volubilis oder – arabisch Oualili – war ein grosser Aussenposten der Römer, im 2.-3. Jahrhundert in der Blütezeit mit 15 bis 20.000 Einwohnern und ist heute noch für römische Verhältnisse gut erhalten und damit UNESCO Weltkulturerbe. 

Warum gerade hier? Neben der strategisch hervorragenden Lage gab es gutes Öl, viele Sklaven und zahlreiche Wildtiere wie Löwen und Leoparden für die römischen Arenen. 

Und dann brachte es auch bei schattenlosen 36 Grad tatsächlich Spaß, die zahlreichen Mosaiken und Badehäuser zwischen all den freistehenden Säulen zu suchen. Und zum Schluss hatten wir beide unsere kleinen inneren Vorbeimärsche: Thomas, weil er an den Regen- – äh – Sonnenschirm gedacht hat und ich, weil das Schönheitsideal von vor 2000 Jahren eher der Realität entsprach als das heutige. 

Unsere erste Zugfahrt


Meknes hat zwei Bahnhöfe und unser ganzes Zugabteil hat intensiv diskutiert, an welchem wir aussteigen müssen. Natürlich auf arabisch. Wir haben uns der Mehrheit gefügt. 

Bei dem Bahnhof der Wahl gab es dann kein freies Taxi. Auch nicht schlimm, irgendwann hat ein Polizist uns ein Sammeltaxi mit zwei ebenfalls gestrandeten Amerikanern organisiert. So ganz von alleine. Wir hatten gar nicht gefragt und wahrscheinlich nur dumm aus der Wäsche geguckt. 

Meine Güte, sind die nett hier. 

Und ja, die Medina in Meknes ist schon eine andere Kategorie als die in Rabat. Da hatte der Reiseführer recht, … das mit Rabat sei für „Einsteiger“. Hier ist es voller, lauter, enger und dichter. Auf dem Weg zu unserem Riad müssen wir uns gefühlt durch Berge von Adidas, Nike, Versace und North Face Pullover und Sneaker wühlen. Der Reiseführer sagt, dies sei authentischer. Aha.
Die nächste Stufe ist dann Fes. 

Abends in Rabat

Abends ist die Promenade voll, voll mit flanierenden Familien und blinkenden Autoscootern. Dennoch scheint das Licht kurz nach dem Sonnenuntergang alles in einen rosa-orange-schummrigen Wattebausch zu tauchen. Damit ist die wuselige Feierabend Hektik irgendwie verschwunden und es bleibt – trotz blinkblink der kleinen Freizeitpanzer – die romantische Kulisse der Kasbah im Abendlicht. 

Mohammed V

In Rabat gibt es zwei MustHaves der Sehenswürdigkeiten: der Hassan Turm und das Mausoleum für Mohammed V. Beide eint die unmittelbare Nähe und ein Altersunterschied von knapp 900 Jahren.
Das Mausoleum ist nämlich erst zu Ende der 60er Jahre belegt worden, 7-8 Jahre nach dem Tod Mohammeds V.
Was war das für einer?
1927 hat er als Sultan begonnen, wollte zu viel Unabhängigkeit, das gefiel den Franzosen gar nicht, die haben ihn erst einmal weggeschickt, mussten ihn zwei Jahrzehnte später wieder zurück holen und dann wurde er König vom unabhängigen Marokko. So in etwa.
Daneben hattet er eine Hauptfrau und zwei Nebenfrauen und sieben Kinder…. Und sah eigentlich zu nett aus für das imposante Mausoleum (Foto von Wikipedia gemopst).