Kaum habe ich mich mit Matsch, Kälte und müden Beinen arrangiert, entfaltet das Wildnisleben seinen ganz eigenen Charme. Und siehe da: Aus dem frierenden, muffelnden Wildnisgreenhorn wird eine halbwegs funktionierende Lagerbewohnerin – mit überraschender Begeisterung für nächtliche Patrouillen, Wasserbeutel und Schaufelkommunikation.
Learning #1: Wasser ist der Beginn von allem.
Der Tag beginnt mit Wasserkochen: für Kaffee (lebensnotwendig), fürs Essen, fürs Wandern. Es gibt geniale Stoff-Wasserbeutel (Marke zensiert, um Influencerstatus zu vermeiden), mit denen wir das frische Nass holen. Aber die Quelle ist meist nicht um die Ecke.
Learning #2: Tarps sind die Wohnzimmer der Wildnis.
Ein Tarp ist nicht nur ein Stück Stoff – es ist Küche, Wohnzimmer, Gemeinschaftsraum und Eisbärenwache-Unterschlupf in einem. Ohne geht gar nichts. Die Wanderstöcke, eigentlich zum Gehen gedacht, dienen hier plötzlich als tragende Säulen der Outdoor-Architektur. MacGyver wäre stolz.
Learning #3: Das stille Örtchen – ganz großes Kino
Über die Wildnis-Toilette wird ja gerne geschwiegen. Dabei ist es essentiell, also: Man suche einen abgelegenen Ort, buddele ein Loch, platziere flache Steine rundherum für den Hock-Komfort und voilà – willkommen im Natur-WC.
Das Wichtigste: die Schaufel. Sie ist nicht nur Werkzeug, sondern auch Kommunikationsmittel. Aufrecht in den Boden gesteckt = frei. Flach hingelegt = besetzt. (Und ja, die Schaufel musste immer mitgenommen werden. Immer. Zum Glück im rotierenden Dienst.)
Learning #4. Bärenwache, mein Zen-Moment
Vier Schichten à zwei Stunden: 23–1 Uhr, 1–3, 3–5, 5–7. Klingt brutal, war aber magisch. Dick eingepackt wanderte ich nachts durch die Stille – manchmal bei schönstem Sonnenschein. 3–4 km Achtsamkeit, Naturkino, Bärenchecks. Ich fühlte mich wie eine Mischung aus Pfadfinderin und Nachtwächterin – verantwortlich für die schnarchende Crew. Und ehrlich: Ich mochte es.
Fazit:
Lagerleben ist nichts für Zimperliche – aber ziemlich großartig. Ich kam als skeptische Städterin und ging mit einer Vorliebe für Tarps, nächtliche Einsamkeit und dem besten Kloausblick meines Lebens.




