Longyearbyen – hübsch-hässlich und jenseits von allem

Der Begriff „hübsch-hässlich“ trifft Longyearbyen ziemlich gut. Spektakulär ist vor allem die Lage: als nördlichste „Stadt“ der Welt. Wobei – bei knapp 3000 Einwohnern ist „Stadt“ vielleicht schon ein bisschen überambitioniert. Ausnahme: Wenn die AIDA anlegt. Dann verdoppelt sich die Bevölkerung innerhalb von Minuten. Für ein paar Stunden herrscht plötzlich Großstadt-Feeling in der Arktis – inklusive Selfie-Wahn und Softshelljacken in Rudelformation.

Und doch hat dieser Ort eine ganz eigene, stille Schönheit. Longyearbyen duckt sich inmitten der gewaltigen Polarlandschaft, umgeben von weiß-grau gestreiften Bergen, die so surreal wirken, als hätte jemand sie direkt aus einem Fantasy-Film geschnitten. Dazwischen: bunte Holzhäuser, wie Farbtupfer auf einer leeren Leinwand.

„Hässlich“ ist relativ. Nur eben kein skandinavisches Bilderbuchidyll. Statt Hygge und nordischem Design trifft man vielfach funktionale Zweckbauten mit skandinavischem Container-Charme, halbfertig wirkende Straßen, Schotterflächen und dicke Rohre, die sich wie lebenswichtige Adern durch den Ort ziehen.

Aber all das hat seinen Grund. Die Häuser werden oft vormontiert angeliefert, stehen auf Stelzen – aus gutem Grund: Wenn der Permafrost auftaut, wird der Boden instabil. Hier regiert der Pragmatismus. Und das ergibt Sinn in einem Ort, der fast die Hälfte des Jahres in Dunkelheit und Eiseskälte erstarrt.

Denn machen wir uns nichts vor: Spitzbergen ist kein Ort für Menschen. Anders als zum Beispiel in Grönland hat es hier nie indigene Bevölkerung gegeben. Diese Inselgruppe war lange Zeit schlicht ein Ressourcenlager: erst Kohle, dann Forschung, heute auch ein wenig Tourismus. Der Mensch ist hier Gast – und das merkt man.

Der alte Kohleumschlagplatz

das alte Longyearbyen

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